Durch das Stadtgebiet Ronnenbergs verläuft bis heute die Bahnstrecke zwischen Hannover und
Altenbeken in Nordrhein-Westfalen. Auf Höhe des Bahnübergangs an der Nenndorfer Straße in
Empelde laufen zwei Gleise auf gerader Strecke in einer Weiche zusammen.


Diese Mündung zweier Gleise führte in der Nacht des 20. März 1985 zum bis heute wohl
gefährlichsten Einsatz der Stadtfeuerwehr Ronnenberg seit dem Zweiten Weltkrieg.


Ein von Nordrhein-Westfalen nach Hameln fahrender, mit Kohle beladener Zug und ein von
Hamburg nach Bayern fahrender Zug mit rund einer Million Liter Benzin in 20 Kesselwagen
kollidierten in Empelde. Später wurde ein menschlicher Fehler als Unfallursache festgestellt.


Durch die Kollision wurden mehrere Kesselwagen stark beschädigt. Erstes Benzin trat aus und
entzündete sich. Mehrere Kesselwagen entgleisten, einer der Kesselwagen stürzte um.


Um 0:01 Uhr wurde die Feuerwehr mittels Sirene alarmiert. Digitale Meldeempfänger gab es
damals noch nicht. Erster Flammenschein war bereits vom früheren Empelder Feuerwehrhaus
an der Nenndorfer Straße aus zu sehen. Da es keine näheren Informationen gab, gingen die
ersten Einsatzkräfte zuerst von einem Gebäudebrand im Bereich der Bahnlinie aus.


Als junger Feuerwehrmann traf Jens Etzrodt gemeinsam mit zwei Kameraden mit dem ersten
Fahrzeug am Einsatzort ein. Der heutige stellvertretende Stadtbrandmeister der Feuerwehr
Ronnenberg und seine zwei Kameraden konnten damals zuerst kaum glauben, was sie sahen.
Auf der Straße lag die Oberleitung der Bahnstrecke. Da die Beleuchtung der Lok, die nun direkt
am Bahnübergang stand, noch funktionierte, musste auf die Gefahr durch die vermutlich noch
unter Strom stehenden Leitungen geachtet werden. Nun ließ sich vage erahnen, zu was für
einem Unglück es gekommen war. Aus beschädigten Kesselwagen lief Benzin, das sich bereits
entzündet hatte und sich in den Gräben am Bahndamm sammelte.


Als Fahrzeugführer des ersten Löschfahrzeugs der Ortsfeuerwehr Ronnenberg ließ Hans-
Hermann Blankenberg sofort die Evakuierung der angrenzenden Wohngebäude und die
Brandbekämpfung mit Löschschaum unterstützen. Rund zehn Minuten nach Eintreffen der
ersten Einsatzkräfte platzte die in Richtung Himmel zeigende Seitenwand des umgekippten
Kesselwagens explosionsartig auf. Sofort entzündete sich das Benzin und eine über 200 Meter
hohe Feuersäule schoss in den Nachthimmel. Wäre der Kesselwagen in Richtung des
Wohngebäudes aufgeplatzt, hätte das verbrennende Benzin die Einsatzkräfte im Inneren des
Gebäudes in akute Lebensgefahr gebracht.


Die restlichen der insgesamt 20 Kesselwagen mussten schnellstmöglich gekühlt werden. Die
Gräben entlang des Bahndamms waren mittlerweile mit Benzin vollgelaufen. Mit Löschschaum
galt es eine weitere Brandausbreitung zu verhindern. Da sich ebenfalls ein Teil der Kohle
entzündet hatte, waren auch bei diesem Zug umfangreiche Löschmaßnahmen notwendig. Im
weiteren Verlauf wurde die Stadtfeuerwehr Ronnenberg dabei auch durch Kräfte der
Berufsfeuerwehr Hannover und der Freiwilligen Feuerwehr Hannover unterstützt.


Zur Kühlung der Wagen und zur Brandbekämpfung wurden pro Minute rund 15000 Liter
Löschwasser und Schaum gefördert. Dieses Löschwasser wurde unter anderem aus einer
Zisterne unterhalb der Endhaltestelle der Straßenbahn an der Nenndorfer Straße entnommen.
Auch der See des „Wohnpark am See“ wurde zur Löschwasserversorgung genutzt. Mit dem
Einsatz zahlreicher handgeführter Strahlrohre sowie der Drehleiter gelang es, die
Brandausbreitung zu stoppen. Nach erfolgter Kühlung der unbeschädigten Kesselwagen
konnten diese von Mitarbeitern der Bahn abgekoppelt und aus dem direkten Gefahrbereich
entfernt werden.


Obwohl in den Mittagsstunden des 20. März der Brand weitgehend unter Kontrolle war, brannten
die Benzindämpfe und die Kohle von Zeit zu Zeit auch unter dem Löschschaum weiter. Zu
diesem Zeitpunkt besuchte der damalige Bundesverkehrsminister Dr. Werner Dollinger die
Einsatzstelle und dankte den Einsatzkräften für ihre Arbeit. Auch die abendliche Tagesschau
berichtete über das Unglück. Ein Ausschnitt der Sendung findet sich auf YouTube.


In den Tagen danach kam es noch mehrfach zu kleineren Brandausbrüchen. Parallel galt es über
mehrere Tage hinweg Messungen in den angrenzenden Gebäuden vorzunehmen, um eine
Anreicherung gesundheitsschädlicher Dämpfe auszuschließen. Nachdem sofort im Anschluss
die Bauarbeiten an der Strecke begannen, konnte bereits rund eine Woche nach dem Unglück
der Bahnbetrieb wieder aufgenommen werden.


Da an die Bahnlinie zahlreiche Gewerbebetriebe und ein Wohngebiet angrenzen, gleicht es
einem Wunder, dass bei diesem Unglück kein Mensch zu Schaden kam. Erst nach dem Einsatz
realisierten viele der Einsatzkräfte, in welcher Lebensgefahr sie sich befunden hatten. An der
Bahnstrecke und einem direkt angrenzenden Wohngebäude entstand ein erheblicher Schaden.
Der Gesamtschaden wird später auf über zwei Millionen Mark geschätzt. Im Einsatz waren über
240 Einsatzkräfte der sieben Ronnenberger Ortsfeuerwehren und der Feuerwehr Hannover mit
53 Fahrzeugen.

Beitragsbild, Bild 1, Bild 2, Bild 3, Rainer Dröse (HAZ Ronnenberg)
Bild 4, Bild 5 Clemens Wlokas (HAZ Ronnenberg)

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